Nähen bis zum Umfallen

 

 

„Wer bezahlt für Deine Kleidung ?“, fragten Grüne aus dem Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf gemeinsam mit GewerkschaftsGrün Berlin letzten Freitagnachmittag  vor der neu eröffneten Primark Filiale am Bahnhof Zoo. „Es gibt keine billige Kleidung. Irgendjemand bezahlt immer den Preis“, teilten sie Passanten und Primark-Kunden auf einem handlichen, aber nicht zu übersehenden grün-weißen Transparent mit.  Sehr zum Ärger des Geschäftsführers der Fast-Fashion-Textilkette, der die Demonstranten vergeblich aufforderte, doch eine Ecke weiter an den Hardenberg Platz zu gehen.

In der Textilproduktion herrschen teils ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Gesundheitsgefährdende Arbeiten mit gefährliche Chemikalien oder der Zwang zu Überstunden verstoßen gegen die Decent Work Agenda der ILO. Ausbeuterische Kinderarbeit in der Baumwoll- und Textilindustrie ist der traurige Beweis, dass Sozialstandards und menschenwürdige Arbeitsbedingungen mit ausreichendem Einkommen noch nicht ausreichend durchgesetzt wurden: Allein in Indiens Baumwollindustrie arbeiten rund 220.000 Kinder unter 14 Jahren!

Grüne Basismitglieder, Bezirksverordnete, die Berliner Landesparlamentarierin Nicole Ludwig sowie die Bundestagsabgeordnete Lisa Paus machten auf diesen Riesenskandal mit ihrer Polit-Performance „Nähen bis zum Umfallen“ aufmerksam und gaben den Arbeiterinnen und Arbeitern eine Stimme: „Ich leide an Wachstumsstörungen, weil ich immer gebückt arbeite“, „Auf den Baumwollfeldern bin ich den ganzen Tag sengender Hitze ausgesetzt“, „Überstunden zu machen ist hier selbstverständlich (und) unbezahlt“, Auf den Baumwollfeldern helfe ich meinen Eltern, ihre Schulden abzugleichen, leider unter sklavenähnlichen Bedingungen“, teilten sie den Umstehenden in Sprechblasen mit, nachdem sie vom unermüdlichen Nähen völlig erschöpft auf den Boden gesunken waren.

Bündnis 90 / Die Grünen fordern, dass sich Unternehmen in allen Geschäftsbereichen für faire Arbeitsbedingungen, einschließlich der Abschaffung ausbeuterischer Kinderarbeit einsetzen. Unternehmen sollen die Verantwortung für die gesellschaftlichen Folgen ihres Handelns übernehmen. Freiwillige Selbstverpflichtungen reichen nicht aus. Gleichzeitig sind alle Verbraucherinnen und Verbraucher aufgerufen zu verantwortungsvollem Konsum aufgerufen. Um bei Einkauf die richtige Wahl zu treffen, müssen sie umfassend über Inhalt, Herkunft und Herstellungsbedingungen von Kleidung, Lebensmitteln und anderen Alltagsgegenständen informiert sein.

In Deutschland landen jährlich 1,5 Milliarden Kleidungsstücke auf dem Müll. Vorrangig um Platz für noch mehr billig und unfair produzierte Mode zu schaffen. Die Fast-Fashion-Modemarken produzieren dazu in immer kürzeren Abständen neue Trends.

Was könenn Sie tun?

Informieren Sie sich über Produkte, die Sie kaufen möchten und überlegen Sie, ob Sie das Kleidungsstück wirklich brauchen, bevor Sie es kaufen.

Achten Sie auf Siegel für fairen Handel, z.B. FairTrade. Eine Orientierung geben auch der Detox Einkaufsratgeber, www.siegelklarheit.de sowie die Kampagne www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de

Reparieren Sie Ihre Kleidung anstatt sie wegzuwerfen und besuchen Sie Kleidertauschparties.

Setzen Sie auf Qualität statt Quantität. Investieren Sie in ein gutes, fair und ökologisch produziertes und gehandeltes Kleidungsstück, das bei guter Pflege lange getragen werden kann.

 

21.10.2018

Christian Kölling

Verwandte Artikel