(aus: ZEIT ONLINE, Reuters, tob; 23.10.2023)
Erstmals übernimmt eine Frau den Vorsitz der IG Metall. Mit 96,4 Prozent der Stimmen wählten die Delegierten Christiane Benner zur neuen Vorsitzenden der Gewerkschaft.
Die größte deutsche Gewerkschaft IG Metall wird zum ersten Mal in ihrer Geschichte von einer Frau angeführt. Die Delegierten auf dem Gewerkschaftstag in Frankfurt am Main wählten Christiane Benner zur neuen Ersten Vorsitzenden. Nach acht Jahren als Vizechefin tritt die 55 Jahre alte Soziologin die Nachfolge des scheidenden IG-Metall-Chefs Jörg Hofmann an. Benner erhielt 96,4 Prozent der Stimmen. Zu den ersten Gratulanten gehörte die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi. Benners Vorgänger Hofmann (67) war nach zwei Amtszeiten aus Altersgründen nicht mehr angetreten. In ihren rund 132 Jahren Geschichte hatten die IG Metall und ihre Vorgängerorganisationen bislang ausschließlich männliche Vorsitzende.
Die neue Vorsitzende verbesserte ihr vorangegangenes Wahlergebnis aus dem Jahr 2019 in Nürnberg von 87 Prozent um fast 10 Punkte. „Unsere Industrie muss weiterentwickelt werden, nicht abgewickelt“, hatte sie in ihrer Bewerbungsrede gesagt. Die IG Metall wolle sie stärker im Team führen und die Belange der Beschäftigten besser sichtbar machen.
32-Stunden-Woche wird diskutiert
Neu festgelegt wurde auch die Bestimmung, dass unter den beiden Vorsitzenden mindestens eine Frau sein muss. Die IG Metall vertritt die Interessen von Beschäftigten der Stahl-, Metall- und Elektroindustrie sowie des Maschinenbaus und der Textilindustrie. Sie hat einen Frauenanteil von unter 20 Prozent. Auf dem Gewerkschaftstag sind von 421 Delegierten 142 weiblich, die satzungsgemäße Quote wurde mit rund 34 Prozent deutlich übertroffen. Bis einschließlich kommenden Donnerstag sollen bei der Tagung etwa 540 Anträge beraten werden. Laut Grundsatzantrag des Vorstands wird es unter anderem um die Forderung nach einer 32-Stunden-Woche gehen, wie sie in der Stahlindustrie bereits erhoben wird. Fachkräfte will die Gewerkschaft unter anderem über eine Ausbildungsgarantie für junge Menschen und sozial verträglichere Arbeitsbedingungen gewinnen.
Benner will am Dienstag ein Grundsatzreferat halten. An diesem Tag wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Frankfurter Messehalle erwartet. Von ihm erwartet die Gewerkschaft eine klare Aussage zum Brückenstrompreis für besonders energieintensive Industrien wie Stahl oder Chemie.
Kleinere Führungsspitze
Gemeinsam mit Christiane Benner wollen sich vier weitere Metaller nacheinander zur Wahl als geschäftsführende Vorstandsmitglieder stellen. Der bisherige Hauptkassierer Jürgen Kerner wollte Zweiter Vorsitzender werden. Er gehörte wie der Sozialpolitiker Hans-Jürgen Urban bereits dem bisherigen Vorstand an.
Erstmals kandidieren die bisherige Stuttgarter Bevollmächtigte Nadine Boguslawski und Ralf Reinstädtler, der zuvor die Geschäftsstelle Homburg-Saarpfalz geleitet hat. Die 45 Jahre alte Boguslawski ist nach dem Wahlvorschlag des Vorstands als Hauptkassiererin vorgesehen. Gegenkandidaten zu diesem Fünferteam traten zunächst nicht an. Damit wird die oberste Führungsspitze von Deutschlands größter und einflussreichster Gewerkschaft mit 2,1 Millionen Mitgliedern um zwei Köpfe verkleinert. Dafür war vor den Wahlen eigens die Satzung mit Zweidrittelmehrheit geändert worden.
hier die Mitteilung der tagesschau: https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1264082.html?t=%7Bseek_to_second_number%7D
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